Veit Schrödel und Maximilian Ley

Deutscher Meister – was kommt als Nächstes?

mediteam unterstützt den Para Leichtathleten Maximilian Ley, welcher sich bei der Deutschen Meisterschaft über 1500 m den Titel in einer Zeit von 5:05,74 min sichern konnte. Im Interview erfahrt ihr mehr über seinen persönlichen Werdegang, seinen Alltag und inwieweit ihn sein Handicap einschränkt.

Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg bei der deutschen Meisterschaft Maximilian. Wie fühlt sich der Titel für dich an?

Sehr, sehr gut muss ich sagen. Es ist ja nicht die erste deutsche Meisterschaft. Ich habe ja schon zwei in diesem Jahr geschafft – einmal in Erfurt und einmal in Singen. In Singen waren das 1500 m und in Erfurt waren es 3000 m, die ich in 11 min 24 gelaufen bin. Es freut mich natürlich, dass ich das so schaffe und ich mich deutscher Meister nennen darf. 🙂

 

Erzähl uns mal etwas über dich und deinen bisherigen Werdegang.

Ich war auf der Erlöserschule in Bamberg. Bis zum Qualifizierten Hauptschulabschluss hatte ich eine Notenaussetzung, weil ich mich schwer getan habe die Sachen zu lernen und auf die Fragen für Proben und Exen wiederzugeben. Meine Eltern und der Rektor haben dann entschieden, dass ich auf eine Förderschule gehe.
Da habe ich dann drei Jahre eine Art Berufsschule gemacht, also eine Vorbereitung auf das Berufsleben.
Im dritten Jahr habe ich bei der deutschen Bahn ein Jahrespraktikum gemacht, was vom Integrationsamt ausging. Seit 2,5 Jahren bin ich jetzt fester Mitarbeiter bei der deutschen Bahn in Nürnberg.

Mein Alltag sieht in etwa so aus, dass ich um 03:45 Uhr aufstehe und nach Nürnberg zur Arbeit fahre. Ich bin dann bis ca. 16:30 Uhr unterwegs. Wenn ich nach Hause komme brauch ich erstmal eine halbe Stunde meine Ruhe bevor es dann weiter zum Sport geht.

Ich bin wirklich froh, dass ich diesen sicheren Arbeitsplatz habe und dass sich mein Training damit so gut vereinbaren lässt – immerhin bin ich einmal die Woche in München zum Training. Da bin ich natürlich super dankbar, dass mein Arbeitgeber mich da so unterstützt.

 

Welche Einschränkungen hatte der Schlaganfall für dich?

Den Schlaganfall habe ich kurz nach der Geburt erlitten. Seitdem ist die rechte Körperhälfte eingeschränkt. Ich konnte mich früher nicht alleine anziehen, was heute zum Glück kein Problem mehr darstellt. Ich habe aber noch Schwierigkeiten mir die Schuhe anzuziehen, weil mir die Kraft und Feinmotorik fehlen.
Ich muss auch sagen, dass es schon etwas komisch aussieht, wenn ich esse, vor allem beim Schneiden.  Früher war mir das peinlich aber mit der Zeit habe ich gelernt damit umzugehen und mittlerweile ist es mir egal wie es aussieht.

Momentan bin ich dabei meinen Führerschein zu machen, was gar nicht so einfach ist. Ich muss erstmal einen Test vom Landratsamt aus machen, der zeigt ob ich überhaupt geeignet bin den Führerschein zu machen. Wenn man sich dann bei einer Fahrschule anmeldet, muss diese erstmal ein Auto umbauen lassen, um das Fahren überhaupt zu ermöglichen. Alternativ kann man sich auch selber ein Auto kaufen und es umbauen lassen. Der Fahrlehrer muss dann nur noch seine Pedale mit einbauen lassen, die man nach bestandenem Führerschein einfach wieder ausbauen kann.

Ich habe mich dafür entschieden selber ein Auto zu kaufen, weil das günstiger kommt. Man bekommt bei der ersten Variante zwar sein angezahltes Geld wieder, weil es ja wieder zurück gebaut wird aber wenn man selbst ein Auto umbauen lässt, fällt das natürlich weg, was es einfacher macht. Gesteuert wird das Fahrzeug dann über das Lenkrad. Es gibt auch die Option über einen Knopfdruck meine individuelle Konfiguration an- sowie auszustellen, so dass auch eine uneingeschränkte Person ohne Problem mit dem Auto fahren könnte. Wir haben aber noch nicht entschieden, ob wir das machen möchten.

 

Wie bist du zum Sport und speziell zum Laufen gekommen und welche Bedeutung hat der Sport für dich?

Ich habe vor knapp 4 Jahren mit dem Sport angefangen, da bin ich gerade auf die Förderschule gewechselt. 2019 hatten wir in der Schule eine Art Sportcamp in Inzell, wo sich alles um Sport gedreht hat. Da sind wir dann früh laufen gegangen und haben ein sportliches Frühstück bekommen und ab da habe ich mich sehr verändert.

Ich habe 15 kg abgenommen und sehr auf meine Ernährung geachtet. Wir hatten einmal in der Schule eine Laufgruppe mit der wir jeden Dienstag 1,5 Stunden langsam ca. 3-4 km gejoggt sind. Nach und nach habe ich mich dann gesteigert. Meine Eltern dachten sich dann, sie schreiben den bayrischen Landesverband an und erzählen ihnen von meinen Zielen. Leider haben wir lange keine Rückmeldung bekommen. 1,5 Jahre später kam dann die Einladung zum Probetraining in München. Dort habe ich 2-3 Mal mit trainiert bevor der Trainer meinte ich soll mich entweder auf die Langstrecke oder die Kurzstrecke aber als Leistungssport fokussieren. Meine Entscheidung fiel dann auf den Leistungssport.

Seitdem trainiere ich 1 Mal die Woche am Olympiastützpunkt in München als Vorbereitung für meine nächsten Ziele.

 

Als nächstes stehen die Paralympics in Paris auf dem Plan. Wie bereitest du dich darauf vor? Hast du dir schon ein Ziel gesteckt?

Also erstmal muss ich sagen, dass das noch unsicher ist, weil es zeitlich doch ziemlich knapp werden könnte. Mein Ziel ist es erstmal in den Nationalkader 2 (NK2) zu kommen. Dafür fehlen mir aktuell noch 3-4 Sekunden. In den nächsten Wettkämpfen will ich die noch erreichen, in der Hoffnung, dass die Nationaltrainerin mich in den NK2-Nachwuchs aufnimmt. Dann hätte ich die Chance auf internationale Wettkämpfe aber die Entscheidung liegt bei der Trainerin. Ich hoffe natürlich auf die Aufnahme in den NK1 damit ich Wettkämpfe wie den in Paris oder in Los Angeles 2028 mitmachen kann. Natürlich schiele ich schon ein wenig Richtung Paris aber man muss ja erstmal in den Nationalkader kommen damit man international starten kann.

Aktuell habe ich noch ein paar kleinere Wettkämpfe. Nächste Woche Freitag bin ich beim Abendsportfest in Katzwanger. Da lauf ich nochmal 1500 m und die Woche drauf am Donnerstag bin ich in München im Dantestadion.

 

Wie bereitest du dich auf Wettkämpfe vor?

Ich bleibe so ruhig wie möglich und konzentriere mich auf meine Ernährung. Ich lebe den Alltag ja auch noch, der zwar viel Training beinhaltet aber ich mache mich da nicht verrückt. Ich konzentriere mich auf die Trainingseinheiten, wenn es Richtung Wettkampf geht. Ca. 3-4 Tage vorher mache ich mich auch mental bereit und schaue welche anderen Läufer dabei sind und wie die Stimmung ist.

 

Gibt es einen speziellen Trainingsplan?

Ja, es gibt einen Plan. Heute habe ich beispielsweise ein Rhythmustraining, am Wochenende ein leichteres und am Montag wieder ein Rhythmustraining. Man muss auch die Muskeln auf die Belastung vorbereiten und Anspannung trainieren, um weiter Vollgas zu geben.

 

Gibt es spezielle Trainings hinsichtlich des Nationalkaders 2?

Nein, an sich gibt es keine speziellen Trainings, wobei es natürlich strammer wird, weil Koordinations- und Krafttraining dazukommen. Rhythmustraining für die Geschwindigkeit ist da natürlich auch sehr wichtig, aber das kommt natürlich erst dazu, wenn ich im Nationalkader bin. Momentan konzentriere ich mich erstmal auf die nächsten Schritte.

 

Was würdest du Schlaganfall-Betroffenen und deren Angehörigen raten?

Ich würde Betroffenen raten, dass sie einfach alles ausprobieren sollten und so locker wie möglich sind. Man sollte nicht immer das schlechte in der Person sehen, sondern sich was trauen und immer locker bleiben. Es ist hilfreich sportlich aktiv zu bleiben und das Beste aus seiner Person zu machen.
Auf Gedanken wie: „Ich kann das nicht, ich habe eine Einschränkung“ sollte man gar nicht erst eingehen, sondern sein normales Leben führen.

Ich selbst gehe frei mit meiner Diagnose um und beantworte gerne Fragen zu dem Thema. Ich versuche auch Leute mit Einschränkungen zu motivieren Dinge einfach zu versuchen. Immerhin sind alle Leute, egal ob mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, trotzdem Menschen.

Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir viel Erfolg für deine weiteren sportlichen Ziele!